31.08.2012
Babenhausen, beschauliches Städtchen unweit von Aschaffenburg, aber noch jenseits der bayrischen Grenzen in Hessen gelegen, bietet recht viel Touristisches zum Entdecken. Das Ganze wird vom örtlichen Tourismus-Service in Hochglanzbroschüren ordentlich dargestellt.
Doch: Halt! Ein wichtiges und sich unzähligen Besuchern der Stadt sofort erschließendes touristisches Highlight taucht in keiner dieser Hochglanzbroschüren auf. Die TROPFSTEINHÖHLE in BABENHAUSEN. Sie ist zwar nicht besonders groß, eher sehr übersichtlich zu bezeichnen, weist aber in konzentrierter Form all das auf, was der fachkundige Besucher erwartet. Um zur Tropfsteinhöhle zu gelangen, schließt der geneigte Besucher zunächst einmal nähere Bekanntschaft mit morbiden Charme ausstrahlenden steilen Treppen. Lässt man beim Heruntergehen genügend Vorsicht walten, erwartet den Gast das dem Verfall größtenteils preisgegebene Hauptgewölbe. Besonderes Augenmerk sollte man auf die Stalakmiten- und Stalaktiten-Bildung legen, wenngleich diese durch die unsachgemäße und schätzungsweise wöchentliche Reinigung immer wieder am weiteren Wachstum gehindert wird. Während man in der Tropfsteinhöhle von A nach B wandelt, ist der Geruch durchnässten Steins bei nasskaltem Wetter ein mehr oder minder angenehmer Begleiter. Besonderes Highlight und den Namen Tropfsteinhöhle vollends rechtfertigend sind die durch die Decken quellenden Wassermassen, die bei Regenwetter unübersehbar sind. Mutige Zeitgenossen werden zuweilen nebst Tanzeinlage zu einem kleinen Ständchen 'Singin' in The Rain' verleitet. Bei vorhandenem und sicherheitshalber aufgespannten Regenschirm können sich cineastisch Interessierte allerdings auch an Mary Poppins erinnert fühlen.
Im Rahmen eines wohl der Romantik dienen sollenden Programms wird die kärgliche Tropfsteinhöhlen-Beleuchtung in den Abend- und Nachtstunden häufig durch flackerndes -leider elektrisches- Licht ersetzt, was bei Paaren eher zu Irritationen führen kann. An den unregelmäßig sowie spontan stattfindenden Abenteuernächten wird das gesamte Licht in der Babenhäuser Tropfsteinhöhle komplett sowie unvermittelt gelöscht, worauf dann -nach wahrnehmbarer langer Verzögerung- die örtliche Feuerwehr das Gelände mittels Sonderbeleuchtung schaurig-morbid in Szene setzt.
Von der Stadt aus lässt sich die Tropfsteinhöhle tagsüber, jedoch keinesfalls nach 18:00 Uhr und schon gar nicht an Samstagen, Sonntagen oder Feiertagen, durch die ebenerdige Empfangshalle betreten. Wobei das Betreten der Empfangshalle sowieso für die Besucher der Tropfsteinhöhle strengstens untersagt ist, sofern sie nicht das im Gebäude befindliche Café aufsuchen. Die Babenhäuser Tropfsteinhöhle lässt sich auch und insbesondere mit Öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Der Besucher sollte jedoch verinnerlichen, dass Babenhausen spätestens nach 22:00 Uhr in einen Dornröschenschlaf versinkt und Bus- oder Zugverbindungen dann nur noch in Vor- und andere weltabgelegene Orte möglich sind.
Ach ja, und sollten Sie es noch nicht erkannt haben: Die Babenhäuser Tropfsteinhöhle ist natürlich der Bahnhof.
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